Das „Ohr“ an vielen Männern zu haben bedeutet auch, viele Informationen abzuspeichern, die dann in ein bestimmtes Gefäß gegossen werden müssen, um das Publikum zu unterhalten. Die Autorin fand dafür gemeinsam mit Julia Nina Kneussel, die für die Regie verantwortlich ist und Bernhard Eder, der die Musik beisteuerte, eine sehr spezielle und höchst kunstvolle Form. Ihre drei Protagonisten Alexander Fennon, Nikolaus Firmkranz und Albert Friedl schlüpfen dabei in viele unterschiedliche Rollen, aber jeweils nur für wenige Augenblicke. Keine Geschichte wird von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende komplett durchgehend auserzählt. Vielmehr bestimmen Fragmente und Überlagerungen der Texte das Geschehen. Dadurch entsteht ein rhythmisiertes Ganzes, das nahe an einer musikalischen Komposition liegt. E-Gitarre, Schlagzeug, Klavier und Akkorden, diese Instrumente ergänzen und verstärken diesen Eindruck noch. (…) In einer rasanten Abfolge werden Themen wie Krieg, Vaterschaft, Beruf und Sexualität angerissen. Dabei erfüllen die drei Männer auf der Bühne alle Erwartungshaltungen, die man einer Gruppe Männern gegenüber haben kann. Sie spielen sich als Alphatiere auf, brüllen sich gegenseitig nieder, aber klopfen sich auch kumpelhaft auf die Schulter. Sie unterbrechen sich rüde, lassen aber die anderen auch einmal ausreden und zu Wort kommen. Den Text in dieser Kritik zu zerpflücken, wäre strafbar. Würde bedeuten, dem Abend seine Spannung, seine Attraktivität, seinen Zauber und seine Poesie zu nehmen.
Den einzigen Ratschlag, den man für künftiges Publikum geben kann ist: Zurücklehnen, Augen und Ohren aufmachen, nicht krampfhaft den Denkapparat bemühen wollen, sondern den Strom an Worten, Melodien, an Ideen und Gedanken einfach fließen lassen.