Daphnes Garten

Im Oktober 2017 wurde die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia von einer Autobombe in Stücke gerissen: sie hatte vor allem in ihrem Blog „Running Commentary“ regelmäßig der politischen Elite des Inselstaates auf die Finger geschaut, hatte korrupte Verflechtungen mit dem diktatorischen Regime Aserbaidschans und den Handel mit der maltesischen Staatsbürgerschaft scharf kritisiert.

„Daphnes Garten“ ist eine Verneigung vor dieser mutigen Frau. Ursprünglich als Theatertext entstanden, der mit der antiken Idee eines wandlungsfähigen Chors arbeitet, ist daraus eine Oper geworden: die Musik stammt vom US-amerikanischen Komponisten Erling Wold. Die Uraufführung fand am 3.11.2023 in der Regie von Peter Wagner im OHO/Offenes Haus Oberwart statt, das dieses Stück mit dem klagenfurter ensemble und der Theaterinitiative Burgenland koproduziert hat.

Daphne: Janina Schweizer. Stimme: Michaela Scheider-Khom. Chor: Marika Rainer, Johanna Stacher, Martin Ganthaler, Fernando Hernandez.

Es spielt die Camerata Sinfonica Austria unter der Leitung von Davorin Mori.

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Foto von Jennifer Vass #viewitlikejenni

Bachmann in Leningrad

Uraufführung am 18.1.2022, Theater im Keller (Graz). Regie: Alexander Kropsch.

Petra Pauritsch (Ingeborg Bachmann), Eva Weutz (Olga Berggolz), Agnes Redl (Genia Quittner), Gerd Alois Wildbacher (Fritz Fuchs), Alfred Haidacher (Ernst Fischer)

Beinahe wäre Ingeborg Bachmann 1963 nach Leningrad gereist; aus gesundheitlichen Gründen musste sie davon Abstand nehmen. Hans Magnus Enzensberger ging derweilen – ganz wörtlich genommen – mit Chruschtschow baden.   Was, wenn Bachmann diese Reise später nachgeholt hätte? Wen hätte sie getroffen? Worüber hätte sie sich ausgetauscht? Vordergründig begegnen in dem Stück einander Ingeborg Bachmann und Ol’ga Berggol’c; während die beiden über die Arbeit der Poesie und zunehmend über die eigene Verstrickung in die Unrechtsregime des 20. Jahrhunderts sprechen, entfaltet sich durch die Begleitpersonen auch ein Panorama des österreichischen Nachkriegskommunismus: zu Wort kommen Ernst Fischer (KP-Unterrichtsminister), Genia Quittner (deren Mann in der UdSSR verschleppt wurde) und Fritz Fuchs (die „deutsche Stimme“ des Radio Leningrad während der Blockade).

tik-graz.at

Foto: J.J. Kucek

Bleib mir vom Leibe – 1. Österreichisches Distanz Theater

Kollektive Theaterarbeit. Idee, Konzept, Regie: Peter Wagner.

Texte von Petra Ganglbauer, Siegmund Kleinl, Sophie Reyer, Katharina Tiwald und Konstantin Milena Vlasich.

Uraufführung am 13. August 2020 im Stadtpark Oberwart. Weitere Aufführungen in der Cselleymühle/Oslip und in der KUGA/Großwarasdorf.

Eine Koproduktion von OHO/Offenes Haus Oberwart und Theaterinitiative Burgenland.

Fünf AutorInnen schilderten in ihren Texten heutige Übergriffe – also: Verletzungen von Distanz und Abstand – in der Sprache des Mythos.

Foto von Peter Wagner. K.T. vor der ehemaligen Eisenwarenhandlung ihres Vaters, geschlossen in den späten 1990er Jahren.

Caruso – I did it my Wegas

Stück für und mit Tony Wegas. 2019, OHO (Offenes Haus Oberwart), Regie: David Kleinl. Spielserien im OFF-Theater, Wien, und im ORF Funkhaus Eisenstadt, Jänner/Feber 2020. Mit Tony Wegas, Ferry Janoschka und Mimu Merz.

Tony Wegas war Song Contest Star in den Neunzigern, Enrico Caruso einer der ersten Schallplattenstars – beide kamen von unten, beide waren Außenseiter. Ein Kippbild, eine Erforschung des Daseins als Star und der Körperlichkeit des Gesangs.

Marinas letzte Briefe – Stück für Zwetajewa

2019, Theater Drachengasse. Regie: Julia Kneussel. Stücktext erschienen in der edition lex liszt 12.

Marina Zwetajewa, die große russische Poetin, hat in ihrem Leben – das sie selbst beendete – die bittersten Perioden der Sowjetgeschichte mitgemacht: Bürgerkrieg, Exil, Zweiter Weltkrieg, Evakuierung. Und ermordete Angehörige.

Suse Lichtenberger verkörpert Zwetajewa in dieser sprachlich dichten Nachzeichnung von Zwetajewas letzter Nacht, in der sie sich an die Menschen ihres Lebens richtet.

Mann Ohr Mann! Ein Geschlecht wird belauscht

2015, Theater Drachengasse. Regie: Julia Kneussel. Mit Alexander Fennon, Nikolaus Firmkranz, Albert Friedl.

Männer! Sie sollen anders Vater sein und anders lieben als früher, anders soft sein und anders Härte beweisen …

Wovon träumen Sie? Wie reden Sie, wenn Sie um den heißen Brei herumreden? Wenn Sie sich schämen, welchen Namen würden Sie Ihrer Scham geben? In welchem Moment haben Sie Ihren Vater geliebt? Wofür würden Sie in die Politik gehen? Was macht einen Mann zu einem coolen Mann? Und wie fühlt es sich eigentlich an, einen Penis zu haben?

Ich sag nicht mir ist kalt – ich bin ein Mann.

Mann Ohr Mann! ist ein Stück an der Schnittstelle von Sprache und Musik: die Zwischenbilanz einer Forschungsreise ins exotische Land der männlichen Emotionen. Ein dreistimmiges Männerstück mit Instrumenten, das hinter Panzer von sogenannten Männerbildern blicken will. Oder einfach nur ein langes Gedicht zu männlicher Gender-Selbstwahrnehmung – poetisch, musikalisch und männlich.

Foto: Barbara Pálffy.

Stalins Heiliger

2014, Theater Drachengasse. Regie: Alexander Medem. Stücktext erschienen in der Edition Ausblick, Wien.

Ein Verhör. Eine Vergangenheit – sowjetischer Spielart. Ein junger Mann vandalisiert eine religionskritische Ausstellung (auch das ist in Russland passiert) und findet sich einem Interrogator gegenüber, der große Pläne mit ihm hat. Parallel dazu tobt der Geist von Iossif Dschugaschwili, aller Welt bekannt als Stalin, durch die Räume.

Die Kümmerinnen in: Leuchtkraftformel

Foto: Barbara Pálffy

2014, Theater Drachengasse. Regie: Julia Kneussel. mit Anna Maria Eder, Katharina von Harsdorf, Constanze Passin, Lisa Schrammel

Comedy meets Sprachkunst meets Gender: Vier junge kompromisslose Künstlerinnen, Die Kümmerinnen, touren um die Welt mit ihren sexy Sprachschlachten und machen ordentlich Furore. Sie landen in einer turbulenten Radiosendung und präsentieren uns – und einer ehrgeizigen Praktikantin eines überregionalen Radiosenders – ihr neues Kunstprojekt: die Suche nach der ultimativen „Leuchtkraftformel“! Dabei wird wild mit Sprache und Musik experimentiert.

Und so wird ein Radiohit plötzlich zur Oper und führt uns schließlich in die Redaktion einer Frauenzeitschrift. Dort kauen die Chefredakteurin, zwei Angestellte und eine Praktikantin die ganze Bandbreite der aberwitzigen Frauenbilder durch, die heute noch (remember: 21. Jahrhundert!) die Welt beherrschen.

Werden sie es schaffen, sich aus dem Girlie-Schlankheits-Wahnnetz zu winden? Wird es ihnen gelingen, sich zum Wort „Solidarität“ vorzuarbeiten? Hinzudichten? Durchzusingen? Was trägt die Braut von heute? Was machen Kinder mit der Karriere? Und was bitteschön haben Thomas Hampson und Britney Spears damit zu tun?

Das Cosima Panorama

UA am 31.12.2011, OHO-Offenes Haus Oberwart, Regie: Peter Wagner        mit Katharina Tiwald, Eveline Rabold, Vera Neubauer, Siegfried Steiner, Ferenc Chincsi.

Cosima Wagner – Frau des Operngranden und Antisemiten Richard Wagner, Tochter von Franz Liszt und Schriftstellerin Marie d’Agoult – verkörpert wie kaum eine Zweite die masochistische, wohl eingeübte (und von Papa geförderte) Selbstverleugnung einer weiblichen Muse. In der Rolle der dienenden Frau unterdrückt sie das eigene Talent, um in der Gegenbewegung umso mehr im Werk ihres Mannes aufzugehen.
„Das Cosima Panorama“ verschneidet Cosimas Monolog mit Interviewpassagen heutiger Frauen – den Frauen von Künstlern, einer Schwangeren, einer Großmutter … es entsteht eben das: ein Panorama;  spannende Berührungen, die zeigen, wie zwingend weibliches Schicksal heute noch ist, wie fragil die Möglichkeit der Entscheidung.

Messe für Eine

Messe für Eine

UA zu Ostern 2007 im OHO – Offenes Haus Oberwart, Regie: Peter Wagner Gastspiel im Kosmostheater Wien, Lesung im Radiokulturhaus Wien

Katharina Tiwald performt ihren eigenen Text. Musik: Rainer Paul

Die katholische Messe ist eigentlich eine überwältigende Show. Und in den Texten der katholischen Liturgie steckt eine Sprengkraft, die hinter allem Göttlichen aufs Menschliche zielt. Welche Dramatik steckt in dem Satz „Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld“! Dieser Theatertext holt sich diese Power zurück – im weiblichen Namen.